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Weissagung über den Fall von Babylon

21 Die Last über die Wüste des Meeres[a]:

Wie Stürme im Negev daherbrausen, so kommt es daher aus der Wüste, aus dem schrecklichen Land!

Ein hartes Gesicht wurde mir gezeigt: Der Räuber raubt, der Zerstörer zerstört. Zieht heran, ihr Elamiter! Belagert sie, ihr Meder! Denn alles von ihr verursachte Seufzen will ich stillen.

Darum sind meine Lenden voll Schmerz; Wehen haben mich ergriffen, gleich den Wehen einer Gebärenden; ich krümme mich vor dem, was ich hören muss, bin erschrocken von dem, was ich sehen muss.

Mein Herz schlägt wild; Schauder hat mich überfallen; die Dämmerung, die mir lieb ist, hat er mir in Schrecken verwandelt.

Man deckt den Tisch, man breitet die Polster aus, man isst und trinkt — »Auf, ihr Fürsten, salbt den Schild!«[b]

Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: Geh, stelle den Späher auf; er soll berichten, was er sieht,

und sieht er Reiter, Pferdegespanne, Reiter auf Eseln und Reiter auf Kamelen, so beobachte er scharf, mit größter Aufmerksamkeit!

Und er schrie [wie] ein Löwe: »Herr, ich stehe unablässig auf der Warte bei Tag und auf meinem Posten alle Nächte!

Und sieh, da kommt ein Zug Männer, ein Pferdegespann —« Und er begann und sprach: »Gefallen, gefallen ist Babel, und alle Bilder ihrer Götter hat er zu Boden geschmettert!«

10 O mein zerdroschenes [Volk], du Sohn meiner Tenne[c]! Was ich von dem Herrn der Heerscharen, dem Gott Israels, gehört habe, das verkündige ich euch!

Weissagungen über Edom und Arabien

11 Die Last über Duma:

Aus Seir ruft man mir zu: Wächter, ist die Nacht bald vorbei? Wächter, ist die Nacht bald vorbei?

12 Der Wächter spricht: Der Morgen ist angebrochen, und doch ist es noch Nacht![d] Wenn ihr fragen wollt, so fragt; kommt bald wieder!

13 Die Last über Arabien:

In der Wildnis von Arabien müsst ihr übernachten, ihr Karawanen der Dedaniter!

14 Bringt dem Durstigen Wasser entgegen, ihr Bewohner des Landes Tema! Geht dem Flüchtling entgegen mit Brot für ihn!

15 Denn vor den Schwertern sind sie geflohen, vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen und vor der Gewalt des Krieges.

16 Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: Noch ein Jahr, wie die Jahre eines Tagelöhners[e], so ist alle Herrlichkeit Kedars[f] dahin;

17 und von den tapferen Bogenschützen Kedars wird nur eine geringe Zahl übrig bleiben! Ja, der Herr, der Gott Israels, hat geredet.

Footnotes

  1. (21,1) Eine Bezeichnung für Südbabylonien, das die Babylonier und Assyrer auch »Land des Meeres« nannten.
  2. (21,5) Jesaja schildert die Sorglosigkeit bei den babylonischen Festmählern; während der Festtafel wird der Befehl zum Kampf gegeben (die ledernen Schutzschilde wurden mit Öl eingerieben, damit die Waffen daran abglitten), aber es ist bereits zu spät (vgl. Dan 5).
  3. (21,10) d.h. der du auf meiner Tenne gedroschen wurdest.
  4. (21,12) od. und auch die Nacht.
  5. (21,16) d.h. genau abgezählt.
  6. (21,16) Kedar war ein nomadischer Volksstamm in der syrisch-arabischen Wüste.

Jesaja schaut den Herrn und wird von ihm berufen

Im Todesjahr des Königs Ussija sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und seine Säume[a] erfüllten den Tempel.

Seraphim standen über ihm; jeder von ihnen hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckten sie ihr Angesicht, mit zweien bedeckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie.

Und einer rief dem anderen zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen[b]; die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit!

Da erbebten die Pfosten der Schwellen von der Stimme des Rufenden, und das Haus wurde mit Rauch erfüllt.

Da sprach ich: Wehe mir, ich vergehe[c]! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk, das unreine Lippen hat; denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen!

Da flog einer der Seraphim zu mir, und er hielt eine glühende Kohle in seiner Hand, die er mit der Zange vom Altar genommen hatte;

und er berührte meinen Mund [damit] und sprach: Siehe, dies hat deine Lippen berührt; deine Schuld ist von dir genommen und deine Sünde gesühnt!

Und ich hörte die Stimme des Herrn fragen: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!

Und er sprach: Geh und sprich zu diesem Volk: Hört immerfort und versteht nicht, seht immerzu und erkennt nicht![d]

10 Mache das Herz dieses Volkes unempfänglich, und mache seine Ohren schwer[e] und verklebe seine Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört, und damit sein Herz nicht zur Einsicht kommt und es sich nicht bekehrt und für sich Heilung findet!

11 Und ich fragte: Wie lange, Herr? Er antwortete: Bis die Städte verwüstet liegen, sodass niemand mehr darin wohnt, und die Häuser menschenleer sein werden und das Land in eine Einöde verwandelt ist.

12 Denn der Herr wird die Menschen weit wegführen, und die Verödung inmitten des Landes wird groß sein.

13 Und bleibt noch ein Zehntel darin, so fällt auch dieses wiederum der Vertilgung anheim. Aber wie die Terebinthe und die Eiche beim Fällen doch noch ihren Wurzelstock behalten, so bleibt ein heiliger Same als Wurzelstock!

Die Bedrohung Jerusalems und Gottes Aufruf zum Glauben

Und es geschah zur Zeit des Ahas, des Sohnes Jotams, des Sohnes Ussijas, des Königs von Juda, da zog Rezin, der König von Aram[f], mit Pekach, dem Sohn Remaljas, dem König von Israel, hinauf zum Krieg gegen Jerusalem; er konnte es aber nicht erobern.

Als nun dem Haus Davids berichtet wurde: »Der Aramäer hat sich in Ephraim niedergelassen!«, da bebte sein Herz und das Herz seines Volkes, wie die Bäume des Waldes vor dem Wind beben.

Der Herr aber sprach zu Jesaja: Geh doch hinaus, dem Ahas entgegen, du und dein Sohn Schear-Jaschub[g], an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches, zur Straße des Walkerfeldes,

und sprich zu ihm: Hüte dich und sei ruhig; fürchte dich nicht, und dein Herz verzage nicht vor diesen zwei rauchenden Feuerbrandstummeln, vor der Zornglut Rezins und der Aramäer und des Sohnes Remaljas!

Weil der Aramäer Böses gegen dich geplant hat [samt] Ephraim und dem Sohn Remaljas, die sagen:

»Wir wollen nach Juda hinaufziehen und es in Schrecken versetzen und es für uns erobern und dort den Sohn Tabeels zum König einsetzen!«,

[deshalb] spricht Gott, der Herr[h]: Es soll nicht zustande kommen und nicht geschehen!

Denn Damaskus ist das Haupt von Aram, und Rezin ist das Haupt von Damaskus; und binnen 65 Jahren wird Ephraim zertrümmert sein, sodass es kein Volk mehr ist.

Und das Haupt Ephraims ist Samaria, und das Haupt Samarias ist der Sohn Remaljas. — Wenn ihr nicht glaubt, so werdet ihr gewiss keinen Bestand haben!

Das Zeichen des Herrn: der verheißene Immanuel

10 Weiter redete der Herr zu Ahas und sprach:

11 Erbitte ein Zeichen von dem Herrn, deinem Gott; erbitte es in der Tiefe oder droben in der Höhe!

12 Da antwortete Ahas: Ich will nichts erbitten, damit ich den Herrn nicht versuche!

13 Darauf sprach [Jesaja]: Höre doch, Haus David! Ist es euch nicht genug, dass ihr Menschen ermüdet, müsst ihr auch meinen Gott ermüden?

14 Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen[i] geben: Siehe, die Jungfrau[j] wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird ihm den Namen Immanuel[k] geben.

15 Dickmilch und Wildhonig wird er essen, bis er versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen.

16 Denn ehe der Knabe versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen, wird das Land, vor dessen beiden Königen dir graut, verlassen sein.

Ankündigung einer Invasion durch die Assyrer

17 Der Herr aber wird über dich, über dein Volk und über das Haus deines Vaters Tage bringen, wie sie niemals gekommen sind, seitdem Ephraim von Juda abgefallen ist — nämlich den König von Assyrien.

18 Denn es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Herr die Fliege, die an der Mündung der Ströme Ägyptens ist, und die Biene im Land Assyrien herbeipfeifen;

19 und sie werden herbeikommen und sich alle niederlassen in den Schluchten und in den Felsspalten und auf allen Dornhecken und allen Weideplätzen.

20 Zu jener Zeit wird der Herr durch das gemietete Schermesser von jenseits des [Euphrat-]Stromes, nämlich durch den König von Assyrien, das Haupt und das Haar an den Beinen abrasieren; ja, auch den Bart wird er wegnehmen.[l]

21 An jenem Tag wird es geschehen, dass ein Mann nur eine Kuh und zwei Schafe am Leben erhalten kann,

22 und es wird geschehen, sie werden so viel Milch geben, dass er Dickmilch essen kann; denn Dickmilch und Wildhonig wird dann jeder Übriggebliebene im Land essen.

23 Und es wird geschehen an jenem Tag, dass jeder Ort, wo 1 000 Weinstöcke im Wert von 1 000 [Schekel] Silber standen, zu Dornen und Disteln werden wird;

24 man wird [nur] mit Pfeil und Bogen dahin gehen; denn das ganze Land wird zu Dornen und Disteln werden;

25 und keinen der Berge, die man jetzt mit der Hacke behackt, wirst du mehr betreten aus Furcht vor den Dornen und Disteln; man wird das Rindvieh dorthin treiben und sie von Schafen zertreten lassen.

Assyrien, das Werkzeug in Gottes Hand

Und der Herr sprach zu mir: Nimm dir eine große Tafel und schreibe darauf mit deutlicher Schrift[m]: »Bald kommt Plünderung, rasch Raub!«

Und ich will mir glaubwürdige Zeugen bestellen, Urija, den Priester, und Sacharja, den Sohn Jeberechjas! —

Und ich nahte mich der Prophetin, und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Da sprach der Herr zu mir: Nenne ihn: »Bald kommt Plünderung, rasch Raub«!

Denn ehe der Knabe wird sagen können: »Mein Vater« und »Meine Mutter«, wird der Reichtum von Damaskus und die Beute Samarias vor dem König von Assyrien hergetragen werden.

Und der Herr fuhr fort zu mir zu reden und sprach:

Weil dieses Volk das still fließende Wasser Siloahs verachtet, dagegen Freude hat an Rezin und an dem Sohn Remaljas,

siehe, so wird der Herr die starken und großen Wasser des Stromes über sie bringen, den König von Assyrien mit seiner ganzen Herrlichkeit. Der wird sich über all seine Flussbetten ergießen und über alle seine Ufer treten;

und er wird daherfahren über Juda, es überschwemmen und überfluten, bis an den Hals wird er reichen; und die Spanne seiner [Heeres]flügel wird die Breite deines Landes füllen, Immanuel[n]!

Schließt euch zusammen[o], ihr Völker — ihr werdet doch zerschmettert! Horcht auf, ihr alle in fernen Ländern; rüstet euch — ihr werdet doch zerschmettert; ja, rüstet euch — ihr werdet doch zerschmettert!

10 Schmiedet einen Plan — es wird doch nichts daraus! Verabredet etwas — es wird doch nicht ausgeführt; denn Gott ist mit uns[p]!

Aufruf zur Gottesfurcht und zum geduldigen Warten auf den Herrn

11 Denn so hat der Herr zu mir gesprochen, indem er mich fest bei der Hand fasste und mich davor warnte, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen:

12 Nennt nicht alles Verschwörung, was dieses Volk Verschwörung nennt, und vor dem, was es fürchtet, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht davor!

13 Den Herrn der Heerscharen, den sollt ihr heiligen; er sei eure Furcht und euer Schrecken!

14 So wird er [euch] zum Heiligtum werden; aber zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israels, zum Fallstrick und zur Schlinge für die Bewohner von Jerusalem,

15 sodass viele unter ihnen straucheln und fallen und zerbrochen, verstrickt und gefangen werden.

16 Binde das Zeugnis zusammen, versiegle das Gesetz[q] in meinen Jüngern!

17 Und ich will warten auf den Herrn, der sein Angesicht verbirgt vor dem Haus Jakobs, und will auf ihn hoffen.

18 Siehe, ich und die Kinder, die mir der Herr gegeben hat, wir sind Zeichen und Wunder für Israel von dem Herrn der Heerscharen, der auf dem Berg Zion wohnt.

19 Wenn sie euch aber sagen werden: Befragt die Totenbeschwörer[r] und Wahrsager, die flüstern und murmeln! — [so antwortet ihnen]: Soll nicht ein Volk seinen Gott befragen, oder soll man die Toten für die Lebendigen befragen?

20 »Zum Gesetz und zum Zeugnis!« — wenn sie nicht so sprechen, gibt es für sie kein Morgenrot.

21 Und sie werden bedrückt und hungrig [im Land] umherschleichen, und wenn sie dann Hunger leiden, werden sie in Zorn geraten und werden ihren König und ihren Gott verfluchen. Wenn sie sich dann nach oben wenden

22 oder wenn sie auf die Erde sehen, siehe, so ist da Drangsal und Finsternis, beängstigendes Dunkel, und in dichte Finsternis wird es verstoßen.

Verheißung des kommenden Friedefürsten

23 Doch bleibt nicht im Dunkel [das Land], das bedrängt ist. Wie er in der ersten Zeit das Land Sebulon und das Land Naphtali gering machte, so wird er in der letzten Zeit den Weg am See zu Ehren bringen, jenseits des Jordan, das Gebiet der Heiden[s].

Das Volk, das in der Finsternis wandelt, hat ein großes Licht gesehen; über den Bewohnern des Landes der Todesschatten ist ein Licht aufgeleuchtet.

Du hast das Volk vermehrt, hast seine Freude groß gemacht; sie werden sich vor dir freuen, wie man sich in der Ernte freut, wie [die Sieger] jubeln, wenn sie Beute verteilen.

Denn du hast das Joch zerbrochen, das auf ihm lastete, und den Stab auf seiner Schulter, und den Stecken seines Treibers, wie am Tag Midians.

Denn jeder Stiefel[t] derer, die gestiefelt einherstapfen im Schlachtgetümmel, und jeder Mantel, der durchs Blut geschleift wurde, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.

Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Ratgeber[u], starker Gott, Ewig-Vater[v], Friedefürst.

Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, dass er es gründe und festige mit Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies tun!

Gottes Zorn über das Nordreich von Israel

Ein Wort hat der Herr gegen Jakob gesandt, und es soll in Israel niederfallen.

Das ganze Volk soll es erkennen, Ephraim und die Bewohner von Samaria, die im Stolz und Übermut des Herzens sagen:

Die Ziegelsteine sind eingestürzt, wir aber wollen mit Quadern aufbauen; die Maulbeerbäume wurden abgehauen, wir aber wollen Zedern an ihre Stelle setzen!

10 Doch der Herr hat die Feinde Rezins ihm überlegen gemacht[w] und seine Gegner aufgestachelt,

11 die Aramäer von vorn und die Philister von hinten, und sie sollen Israel mit vollem Maul fressen. —

Bei alledem hat sich sein Zorn nicht abgewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.

12 Aber das Volk kehrt nicht um zu dem, der es schlägt, und sie suchen den Herrn der Heerscharen nicht.

13 Darum wird der Herr von Israel Haupt und Schwanz abhauen, Palmzweig und Binse an einem Tag.

14 Der Älteste und Angesehene ist das Haupt, und der Prophet, der Lügen lehrt, ist der Schwanz.

15 Die Führer dieses Volkes sind Verführer geworden, und die von ihnen Geführten sind verloren.

16 Darum freut sich auch der Herr nicht über seine auserwählten [Krieger][x] und hat kein Erbarmen mit seinen Waisen und Witwen; denn sie sind alle Frevler und Bösewichte, und jeder Mund redet Torheit! —

Bei alledem hat sich sein Zorn nicht abgewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.

17 Denn die Gottlosigkeit brennt wie ein Feuer: Dornen und Disteln frisst sie, und die dichten Wälder zündet sie an, sodass Rauchsäulen emporwirbeln.

18 Durch den Zorn des Herrn ist das Land wie ausgebrannt und das Volk wie vom Feuer verzehrt; keiner hat Mitleid mit dem anderen.

19 Man verschlingt zur Rechten und bleibt hungrig, man frisst zur Linken und wird nicht satt; jeder frisst das Fleisch seines eigenen Arms,

20 Manasse den Ephraim und Ephraim den Manasse, und diese beiden fallen über Juda her! —

Bei alledem hat sich sein Zorn nicht abgewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.

10 Wehe denen, die ungerechte[y] Gesetze erlassen, und den Schreibern, die bedrückende Vorschriften schreiben,

womit sie die Armen vom Rechtsweg verdrängen und den Unterdrückten meines Volkes ihr Recht rauben, damit die Witwen ihre Beute werden und sie die Waisen plündern können.

Was wollt ihr tun am Tag der Rechenschaft[z] und wenn der Sturm hereinbricht, der von ferne kommt? Zu wem wollt ihr um Hilfe fliehen, und wo wollt ihr euren Reichtum lassen?

Wer sich nicht mit den Gefangenen beugen will, der muss mit den Erschlagenen fallen! —

Bei alledem hat sich sein Zorn nicht abgewandt; seine Hand bleibt ausgestreckt.

Gottes Gericht über den Hochmut von Assyrien

Wehe Assyrien, der Rute meines Zorns, der in seiner Hand den Stock meines Grimms trägt!

Gegen eine gottlose Nation werde ich ihn senden, und gegen das Volk, dem ich zürne, will ich ihn aufbieten, damit er Beute macht und Raub holt und es zertritt wie Kot auf der Gasse!

Aber er meint es nicht so, und sein Herz denkt nicht so, sondern er nimmt sich vor, Völker umzubringen und auszurotten, und zwar nicht wenige.

Denn er spricht: Sind nicht alle meine Fürsten Könige?

Ist nicht Kalne wie Karkemisch, Hamat wie Arpad, Samaria wie Damaskus?

10 Wie meine Hand sich der Königreiche der Götzen bemächtigt hat, deren Götterbilder doch mächtiger waren als die von Jerusalem und Samaria,

11 und wie ich es mit Samaria und ihren Götzen gemacht habe, sollte ich es nicht auch mit Jerusalem und ihren Götzenbildern so machen?

12 Und es wird geschehen: Wenn einst der Herr sein ganzes Werk am Berg Zion und an Jerusalem vollendet hat, so will ich Vergeltung üben an der Frucht des überheblichen Herzens des Königs von Assyrien und an dem Trotz seiner hochfahrenden Augen!

13 Denn er sprach: »Durch die Kraft meiner Hand habe ich es vollbracht und durch meine Weisheit; denn ich bin klug; ich verrücke die Grenzen der Völker, und ihre Vorräte plündere ich und stürze wie ein Starker die Thronenden[aa] hinab.

14 Meine Hand hat nach dem Reichtum der Völker gegriffen wie nach einem Vogelnest, und wie man verlassene Eier zusammenrafft, so habe ich die ganze Erde zusammengerafft, und keiner war da, der mit den Flügeln schlug, den Schnabel aufsperrte und piepte!« —

15 Rühmt sich auch die Axt gegen den, der damit haut? Oder brüstet sich die Säge gegen den, der sie führt? Als ob der Stock den schwänge, der ihn aufhebt, als ob die Rute den erhöbe, der kein Holz ist!

16 Darum wird der Herrscher, der Herr der Heerscharen, unter die Fetten [Assyriens] die Schwindsucht senden und unter seinen Edlen[ab] einen Brand anzünden wie Feuersglut.

17 Und das Licht Israels wird zum Feuer werden und sein Heiliger zur Flamme; die wird seine Dornen und Disteln an einem einzigen Tag verbrennen und verzehren.

18 Und er wird die Herrlichkeit seines Waldes und seines Fruchtgartens mit Stumpf und Stiel ausrotten, dass es sein wird, wie wenn ein Kranker dahinsiecht;

19 und der Überrest der Bäume seines Waldes wird zu zählen sein, sodass ein Knabe sie aufschreiben kann.

Ein Überrest von Israel wird gerettet werden

20 Und es wird geschehen: An jenem Tag wird der Überrest Israels und das, was vom Haus Jakobs entkommen ist, sich nicht mehr auf den stützen, der ihn schlägt, sondern er wird sich in Wahrheit auf den Herrn verlassen, auf den Heiligen Israels.

21 Ein Überrest wird sich bekehren,[ac] der Überrest Jakobs zu dem starken Gott.

22 Denn wenn dein Volk, o Israel, wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur ein Überrest von ihm sich bekehren; denn Vertilgung ist beschlossen, die einherflutet in Gerechtigkeit.

23 Denn ein Vertilgen, und zwar ein fest beschlossenes, wird der Herrscher, der Herr der Heerscharen, inmitten der ganzen Erde ausführen.

24 Deshalb spricht der Herrscher, der Herr der Heerscharen: Du mein Volk, das in Zion wohnt, fürchte dich nicht vor Assyrien, das dich mit der Rute schlägt und seinen Stock gegen dich erhebt nach der Weise Ägyptens!

25 Denn nur noch eine ganz kleine Weile, so ist der Grimm vorüber, und mein Zorn [wendet sich] zu ihrer Vernichtung.

26 Und der Herr der Heerscharen wird eine Geißel über ihn[ad] schwingen, wie er Midian schlug am Felsen Oreb; und sein Stab wird über dem Meer sein, und zwar wie er ihn einst gegen Ägypten erhob.

27 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird seine Last von deinen Schultern weichen und sein Joch von deinem Hals; ja, das Joch wird zersprengt werden wegen der Salbung.

28 Er kommt über Ajat, zieht durch Migron, bei Michmas legt er sein Gerät nieder;

29 sie ziehen durch den Engpass: Geba sei unser Nachtquartier! Rama erzittert, das Gibea Sauls flieht.

30 Schreie laut, du Tochter Gallim! Horche auf, Laischa! Elendes Anatot!

31 Madmena flieht, die Bewohner Gebims suchen Zuflucht.

32 Noch heute wird er sich in Nob aufstellen; er wird seine Hand gegen den Berg der Tochter Zion schwingen, gegen die Höhe von Jerusalem!

33 Siehe, da haut der Herrscher, der Herr der Heerscharen, die Äste herunter mit furchtbarer Gewalt; die Hochgewachsenen werden abgehauen und die Erhabenen erniedrigt!

34 Und er schlägt den dichten Wald mit dem Eisen nieder, und der Libanon fällt durch einen Mächtigen.

Footnotes

  1. (6,1) d.h. die Säume seines Prachtgewandes.
  2. (6,3) hebr. Jahweh Zebaoth.
  3. (6,5) od. ich bin verloren.
  4. (6,9) w. Hörend hört … sehend seht; eine hebr. Form der Betonung.
  5. (6,10) w. Mache das Herz dieses Volkes fett, mache seine Ohren schwer.
  6. (7,1) ein Königreich im Gebiet des späteren Syrien mit der Hauptstadt Damaskus. Die Aramäer (Nachkommen Sems; 1Mo 10,21-23) bildeten mehrere Königreiche nordöstlich von Israel. Sie werden in manchen Übersetzungen »Syrer« genannt.
  7. (7,3) bed. »Ein Überrest wird umkehren« (vgl. Jes 10,21).
  8. (7,7) hebr. Adonai Jahweh.
  9. (7,14) d.h. ein Wunderzeichen.
  10. (7,14) Das hebr. almah bezeichnet eine Jungfrau im heiratsfähigen Alter (vgl. dasselbe Wort in 1Mo 24,43; 2Mo 2,8; Ps 68,26; Spr 30,19, Hl 1,3; 6,8).
  11. (7,14) bed. »Gott mit uns«.
  12. (7,20) ein Zeichen der Demütigung und Schande.
  13. (8,1) w. mit Menschengriffel; d.h. in der einfachen Schrift des Volkes.
  14. (8,8) od. Gott ist mit uns! Der Name Immanuel ist hier wie ein eigenständiger Satz geschrieben.
  15. (8,9) od. tobt.
  16. (8,10) hebr. Immanu El.
  17. (8,16) od. die Weisung / Lehre (hebr. thora); dasselbe Wort in V. 20.
  18. (8,19) od. Geisterbefrager.
  19. (8,23) w. den Kreis der Heidenvölker, hebr. gelil hagoyim; von diesem Wort ist das neutestamentliche Galiläa abgeleitet.
  20. (9,4) d.h. die hohen Schnürstiefel der assyrischen Krieger.
  21. (9,5) andere übersetzen: Wunderbarer Ratgeber, …
  22. (9,5) od. Vater der Ewigkeit.
  23. (9,10) d.h. die Assyrer (vgl. 2Kö 16,9) waren Israel überlegen.
  24. (9,16) w. seine Auserwählten, d.h. die junge Elitetruppe.
  25. (10,1) od. unheilvolle.
  26. (10,3) od. der Heimsuchung.
  27. (10,13) od. die Bewohner.
  28. (10,16) w. unter seiner Herrlichkeit.
  29. (10,21) od. umkehren, hebr. Schear-Jaschub: das ist auch der Name des Sohnes Jesajas (Jes 7,3).
  30. (10,26) d.h. über den Assyrer.